KuL Kulturleben rund um den 46. nördlichen Breiten- und den 9. östlichen Längengrad vom 26. März 2006
VADUZ
Von falschen Fröschen und adoptierten Grossmüttern
Esther Hasler machte Urlaub, Kleinkunsturlaub auf der Bühne des Schlösslekellers
Von Marie-Christine Frick
Dass eine Frau, die ihr Rendezvous am liebsten mit sich selbst gestaltet, voller Lebensweisheiten stecken muss, liegt auf der Hand. Mit viel Witz und Selbstironie verriet Esther Hasler
dem Publikum die Wahrheit über so manche Frösche und wie leicht es doch geschehen kann, eine von ihren allzu menschlichen Figuren zu werden. Schuld hat eigentlich Gruschenka, Haslers selbst adoptierte Grossmutter, die ihr den Märchenprinzen versprach; doch wollte sich der Frosch nicht küssen lassen!
Aber das lässt Esther Hasler, eine gebildete, klavierpflichtige Frau, gestärkt durch markante Lebensweisheiten der Gruschenka, keineswegs an sich zweifeln. Schonungslos rechnet Hasler mit den heutigen, verwöhnten Prinzen, den eitlen Pitts und Beckhams und ihrer übersexuellen Kaufsucht ab, erteilt beste Geschäftsideen und rät jeder
Staubsaugerbesitzerin, ein „Facility Manager“ zu werden, ein Prosecco schlürfendes Organisationstalent, dank Hoover! Nichts ist sicher vor Esther Hasler, nicht einmal der Kinderwagen, den bösartige Konstrukteure „frog“ also Frosch nannten. Und mit Fröschen kennt sie sich sichtlich aus, was die
grandiosen Frosch-Imitationen Haslers beweisen. Auch der Rest des Programms überzeugt durch die grossartigen Texte und den komplementierenden Liedern der Chansonniere. Zu keinem Zeitpunkt platt und ohne Brüche liefert sie dem
begeisterten Publikum einen vergesslichen „Urlaubsabend“.
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