Wiler Zeitung vom 25. November 2009




«Die beste Möglichkeit, Träume zu verwirklichen, ist aufzuwachen» sagt die Sängerin, Kabarettistin und Pianistin Esther Hasler.
Bild: kmg.


Das Leben ist hart – aber unterhaltsam

OBERBÜREN. Die Haare sind rot, die Stiefeletten hellbraun. Das Kleid ist schwarz und die Mimik umwerfend. Was Esther Hasler mit ihren Augen ausdrücken kann, stellt selbst Doris Leuthard in den Schatten.

Augenakrobatik
Haslers Augenakrobatik ist sinnverwirrend! «Ich hab' ein Rendez-vous mit mir: allein, am Rhein, was könnte schöner sein», singt die Frau stehend und tanzt mit den Fingern über die Tasten und mit den Füssen einen Charleston. Esther Hasler, die gelernte Pianistin und Jazzpianistin, macht Kleinkunsturlaub in Oberbüren. Das freut Edwin Kuhn und sein «Kulthur»-Team ausserordentlich. Seit fünf Jahren beleben sie mit der Organisation von kulturellen Anlässen das dörfliche Leben, und sie können auf eine treue Stammkundschaft zählen, die weit über die Gemeindegrenzen reicht. Früher war klar: Die gebildete Frau gehört ans Klavier. Korsett, gerade Haltung, Demut durch und durch. Violine, Cello oder Blasinstrument - igitt!

«Küss den Frosch»
Da ist der Frosch im Hals. Womit wir schon beim Thema des Abends sind: Küss den Frosch! «Ich möchte von dir wissen, ob sich Frösche küssen? Eher ja als nein, sonst müssten's Lurche sein!» Die Chansonnette hüpft einem Frosch gleich durch die Themen des Lebens, singt vom enthaarten Männerideal, das alle zwei Jahre wechselt, legt im behäbigem Bernerdialekt die Lebensphilosophie der reifen Dame offen, «ha niä müässä, ha eifach nid dörfä!». Esther Hasler kennt die Unzulänglichkeiten der menschlichen Existenz. Zu ihrem Flügel zu Hause hat sie eine fast schon intime Beziehung, und er wird es sie büssen lassen, wenn, er seine tägliche Zuwendung nicht erhält. Trotzdem, «den Urlaub lassen wir uns nicht vermasseln». Die Minibar ist wunderbar. Obwohl, (Elve-) Tina würde mit ihrer Snackbar lieber fliegen als schieben: «Straighten up and fly right» – Nat King Coles Ohrwurm führt direkt zum Frosch. Dieser will sich nicht von der Prinzessin küssen lassen und rettet sich durch den Tunnel der Bahn 2000. Nach hundertjährigem Schlaf fragt das Fräulein: «Mein Herz ist bei dir, aber wo sind Hand und Fuss? » Esther Hasler, seit 2006 mit ihren zwei Programmen «Laus den Affen» und «Küss den Frosch» unterwegs, schätzt die Freiheit, die sie als Solistin hat. Sie erkennt im täglichen Leben die Situationskomik und setzt sie auf der Bühne um. Ihr Programm ist einem bunten Teppich gleich aus vielen Mustern gewoben.

Skurril, witzig, ironisch
In der Zugabe singt sie von Renzo in Firenze, der das Tiramisu seiner Mama dem Panna Cotta von Hannelore vorzieht. Das Leben ist hart! Für das Publikum aber höchst unterhaltsam! Wer die skurrilen, witzigen und ironischen Texte und Chansons der Berner Solistin hören und sehen will: Von Mittwoch bis Samstag führt ihr Kleinkunsturlaub in die St. Galler Kellerbühne. (kmg)

 



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