Liechtensteiner Volksblatt vom 9. Dezember 2008



Das Publikum im Schlössiekeller lernte die zahlreichen Talente der Iiechtensteinischen Künstlerin Esther Hasler zu schätzen.



Wir Globalisierungsprimaten

Esther Hasler mit «Laus den Affen!» im Schlösslekeller

VADUZ - Lauter Imperative: Nach dem Programm «Küss den Frosch!) kam «Laus den Affen!» zum Schlösslekeller. Der nächste Befehl wäre «Kommt unbedingt zu den Auftritten von Esther Hasler!»

• Wieslaw Piechocki

Zahlreich sind Begabungen von Esther Hasler. Thre Mimik ist überzeugend, klar und sehr expressiv. Sie spielt Klavier absolut hervorragend. Ihren weiblichen Charme harmoniert sie mit elegantem schwarzem Kleid. Sie spricht während des Auftritts Hochdeutsch (auch mit starkem russischem Akzent), Berner Dialekt, Französisch und Italienisch. Und das tut sie affenartig. Ihr intelligenter Humor ist die nächste Bühnenwaffe der sehr begabten Künstlerin.

Wo gibt sie ihrem Affen Zucker?
In Esther Haslers Kunstwerkstatt gibt es einen grossen Raum für wunderbare Wortspiele und Lautakrobatik. Das ist ihre Kreativitätsstärke. Man spürt, sie legt einen grossen Wert darauf, z. B. im Einführungschanson. Ihre Lieblingsthemen sind Legion, aber vor allem sind es in sehr gut gespielten Sketches Alltagsgeschichten; das Funktionieren der Krankenkasse, Feng-Shui-Berater, il mammone (das Wort hat mit deutschem «Mammon» nichts zu tun! Oder psychologisch doch?), also die nicht nur italienische Version des Hotel-Mama-Muttersöhnchens, das Beschäftigen der billigen asiatischen Frauen in helvetischen Haushalten, Mangel der Ehefrauen auf dem Bauernheiratsmarkt, Zukunftsvisionen, Emigranten aus Osteuropa, Sextourismus in Marokko.
Diese ernste Alltagsproblematik wird in einem rasanten Tempo mit Begleitung des Klaviers mit passenden Rhythmen dargestellt - sie kann romantisch und träumerisch, revolutionär und con brio spielen. Esther Hasler kann mit ihrem Mund Vokalise und Balalaika singen, italienische Vokabeln wiederholen, damit wir nachher das Drama zwischen Hannelore (amore! cuore!) und Renzo verstehen. Sie kann dank den von ihr verfassten hochkarätigen Texten eine Ode zum Mondmund vorsingen, ein lyrisches Chanson «Es regnet» oder einen Bananablues
präsentieren.

Kunstquellen
Sie sucht nach kuriosen Phänomenen. Die Lektüre der Zeitungen, die Reisen im mediterranen Raum bringen genügend Materialien, um sich auf der Kabarettbühne mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Reisen bilden und bringen sauersüsse Ereignisse und Pointen. Für Esther Hasler lauern die Inspirationen überall. Steht sie allein auf der Bühne? Nein. Sie bevölkert siernit imaginären Partnern: Gruschenka, der russischen Adoptivgrossmutter, mit Charlie, bei dem sie 'nichts bestellte; mit Angelica aus Afrika, die wirklich sehr gut putzen und aufräumen kann; mit Bauern und Touristinnen, die vergebens auf der Suche nach Glück sind, usw. Gut, dass der Kulturrat der Fürstlichen Regierung Esther Haslers Kunst schätzt und ihr einen mehrmonatigen Kunstaufenthalt im Berliner Atelier La Fabrik ermöglichte. Ihr gebührt diese Ehre!
Kurz zurück zum Titel: die Befehlsform «Laus!» sieht genauso aus wie das lateinische Substantiv «laus», was «das Lob» bedeutet! Also lobt, Primaten, die hohe Kabarettkunst von Esther Hasler! Vielen Dank für den unvergesslichen
Abend!



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