WORUM ES GEHT

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Nach ihrem Erfolgsprogramm «Küss den Frosch!» präsentiert Esther Hasler mit «Laus den Affen!» bereits das zweite Solostück ganz allein im Duo mit ihrem Piano (Butschov 1817). Nach amphibischen Metamorphosen stehen diesmal verbockte Menschen und andere Primaten im Zentrum.

Hören, sehen und vergehen
Eigentlich ist das Lausen ja ein wunderbares, inniges, gemeinschaftliches Ritual - man kommt sich nahe. Allerdings näher, als Leuten lieb ist, die sich vor lauter Zivilisation nicht mehr an die Urahnen auf Bäumen und Felsen erinnern. Muss man das alles sehen und wissen? Esther Hasler sicher. Sie stellt ihr Mikroskop tiefenscharf und kratzt dort, wo zartbesaitete Therapeuten und fanatische Tierfreunde gerne mal wegschauen: An den menschlichen Beziehungen zu Angehörigen der eigenen Spezies, aber auch zu absolut anders gearteten Wesen.
Mit ihrem feingeeichten Seismografen registriert Hasler die kleinen und grossen menschlichen Beben, schürft tief in un- und urvertrauten seelischen Tiefen, wo sich Instinkt und Intellekt schon lange gute Nacht gesagt haben, wo Kultur und Natur zu verfliessen beginnen. Sie zeigt den Homo Sapiens, diese bedrohte Rasse, beim leichtfüssigen oder lustlosen Lavieren mal neben, mal auf der Lebenslinie, mal als Parasitenhasser mit Putzfimmel. Frau Friedli sinniert über das Zeitliche, über moderne Gehgewohnheiten und männliche Rundungen. Gruschenka, die Adoptivgrossmutter, oszilliert zwischen existentieller Lebensweisheit, praktischen Ratschlägen zur alltäglichen Lebensbewältigung und später Vergänglichkeit.

Antworten ohne Fragen
Warum es im Hotel Mamma die beste Pasta gibt; warum Jäger selten zu Gejagten werden; warum sich Wissenschaft und Wirklichkeit so gerne widersprechen; was Intimität und Immunität, Sparschäler und Fusserotik, Migranten und Walking miteinander zu tun haben; warum permanente Partnerschaften im Zeitalter penetrant propagierter Promiskuität so viel Beziehungsarbeit machen; warum Inder zwar nett, den Europären trotz aller Globalisierung aber nicht näher gekommen sind; wie man politisch korrekt schwarze Arbeiterinnen aus Afrika versteckt.
All dies klaubt Esther Hasler mit flinken Pianistenfingern ungefragt und frech aus dem Faulpelz der Fernseher, aus den vergeistigten Rastalocken von Viellesern, aus strähnigem Filz auf mürben Hirnrinden. Statt mit lausigem Lamento lockt sie mit Witz und Charme aus der Reserve.

Eine erfrischende, humoristische und hygienische Frischzellenkur für Schnelldenker und Langsamfahrer. Ein Kabarettabend zum Haareraufen für frisierte Visionäre, die kein Blut sehen können. Kurz: ein sinnliches und sinniges Stück für ganz gewöhnliche Leute. Wie formuliert es Obelix, der erste Weise der Weltliteratur seit Shakespeare: «Die spinnen, die Menschlichen!»

Koproduktion mit ThiK. Theater im Kornhaus Baden
Sprache: deutsch
Kostüm: Inge Gill Klossner